Es hängt nicht von uns ab - aber es kommt auf uns an!

Am Ostermontag feierte die Kirche St. Radegundis in Wulfertshausen ihr 40+++ Weihejubiläum mit einem Festgottesdienst und anschließendem Stehempfang.

“374 Jahre Klerus” hatten sich aus diesem Anlass zum Festgottesdienst eingefunden. Leitender Pfarrer Walter Schmiedel zählte sich selbst dazu und begrüßte sehr herzlich die Ruhestandsgeistlichen Rainer Kuhn und Karl Miller, in Abwesenheit Winfried Berchtenbreiter, Diakon Wolfgang Gallo sowie den Hauptzelebranten Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger.

Ein besonderer Dank ging an die anwesenden Fahnenabordungen der Freiwilligen Feuerwehr, des Burschenvereins und des Schützenkranzes Wulfertshausen.

In der eindrucksvollen Predigt gratulierte Weihbischof Losinger zu der so offen und kommunikativ gestalteten Kirche und wünschte mit Blick auf die anwesende Jugend weitere fruchtbare 40 Jahre.

Drei Punkte waren ihm wichtig: Das Beispiel der 800 Jahre alten Kirche bei Hoyerswerda, die mit einem ganzen Dorf dem Braunkohleabbau weichen musste – und die die Menschen erstaunlicherweise als einziges Gebäude mit umsiedelten. 30 Kilometer weit auf einem Tieflader. Ein Zeichen dafür, wie Kirche notwendigerweise gemeinschaftstiftend wirkt und für das Dorfleben Mittelpunkt ist.

Dann zitierte Losinger das berühmte Böckenförde-Diktum: Eine Gesellschaft lebt immer von Voraussetzungen, die sie sich nicht selbst geben kann. Dies im Bewusstsein der Menschen zu verankern, auch dafür steht Kirche.

Schließlich: nur durch authentisches diakonisches Wirken kann Kirche wieder an Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewinnen. Diakonisches Wirken, das auch der Zeitdiagnose von David Riedl OSB entgegenwirkt, die Losinger in Auszügen zitiert:

“Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien.
Mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit.
Mehr Wissen, aber weniger Urteilsvermögen.
Mehr Experten, aber größere Probleme. (…)

Wir haben unseren Besitz vervielfacht,
aber unsere Werte reduziert.
Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient,
aber nicht mehr, wie man lebt.
Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt,
aber nicht den Jahren Leben. 

Wir kommen zum Mond,
aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert,
aber nicht den Raum in uns.” (…)

Herzstück des Gottesdienstes war ein Gabengang, bei dem aus der Gemeinde vielfältige Symbole zum Altar gebracht wurden: eine Tasse für den neu aufgelebten Radegundistreff, die Kerze der neu belebten Kinderkirche, ein Bierfässchen für das Pfarr- und Dorffest, Notenblätter für die musikalische Seele, eine “Kapitänsbinde” mit dem Logo der Pfarreiengemeinschaft, ein Stein der Kirche für den “wahren Eckstein”, das 40+++ Lineal mit Logo “Es hängt nicht von uns ab – aber es kommt auf uns an!”, ein Krug für die Namenspatronin Radegundis, der einfachen Magd mit einem Herz für die abseits Stehenden.

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Projektchor aus Sängerinnen und Sängern der Chöre Effata und des Kirchenchores Derching unter der Leitung von Elbio Mango.

Dank Ludwig Wieser als Kantor und Organist war der Gottesdienst von Feierlichkeit geprägt, er ließ mit Auszügen aus G. F. Händels Orgelkonzert Op. 4 St. Radegundis festlich vibrieren.

Ein besonderer Dank gilt Brigitte Losinger mit Familie und dem Küchenteam von St. Radegundis, die rundum gelungen für’s festliche Ambiente und für das leibliche Wohl sorgten!

Text: Sigrid Haberl

Fotos: Petra Wolf, Sigrid Haberl