"Um gut Wetter anhalten" - Bennobittgang 2025
Seit 295 Jahren erfüllen die Stätzlinger ihr Gelübde, rund um den Bennotag nach Herrgottsruh zu pilgern und um “gedeihliches Wetter” zu bitten. So brach auch dieses Jahr eine Gruppe von 33 Stätzlingern am 14. Juni frühmorgens um 6.15 Uhr auf zum Bittgang nach Herrgottsruh, um dort dann die Heilige Messe zu feiern.
“Um gut Wetter anhalten” – in dieser nicht mehr allzu gebräuchlichen Redeweise wurzle die Bitte “um gedeihliches Wetter”, wie wir es im Wettersegen ausdrücken. In mehrfacher Hinsicht sei diese Bitte wichtig, führte der Stätzlinger Pfarrer Msgr. Walter Schmiedel in seiner Predigt näher aus:
Die Bitte sei wichtig, weil sie uns vor Allmachtsphantasien bewahre, alles selbst regeln, beherrschen und technisch bewerkstelligen zu können.
Auch könne sie uns darauf hinweisen, verantwortlich mit dieser einen Erde und ihren Ressourcen umzugehen, Mitgefühl für die nachkommenden Generationen zu entwickeln sowie angesichts der bedrängender werdenden Naturphänomene Demut zu lernen und Achtsamkeit zu üben.
Ein partnerschaftlicher Umgang mit der Umwelt, ein bescheidener Lebensstil, das wäre eine neue Interpretation des “um gut Wetter anhalten” – und jede und jeder habe Möglichkeiten, hier nachahmenswerte Beispiele zu setzen.
Und schließlich bedeute “um gut Wetter anhalten” im übertragenen Sinn, Verständigung suchen, Vergebung schenken und Verzeihung erbitten; Milde, Geduld, Nachsicht walten lassen; echte und wahre Kommunikation zu betreiben, die Härte aus der Sprache verbannen und das “miteinander sprechen” dem “übereinander reden” vorzuziehen…
“Um gut Wetter anhalten” – das sprenge die menschlichen Grenzen, wenn dies in vertiefter Weise durchexerziert werde in der Bitte an Christi statt: “Lasst euch mit Gott versöhnen!” (Vgl. 2 Kor 5, 14-21) All das “gegen” wandle Christus in “für”, alles Negative ins Positive.
ER selbst handle, Gott selbst wirke. “Man muss ihn nur lassen.” Das setze wiederum eine Lebenseinstellung voraus, die Jesus im Evangelium einfordere: “Rückhaltlosigkeit” – rückhaltlos sich an Gott binden und sich auf ihn verlassen, in Offenheit, Ehrlichkeit, Authentizität: “Eure Rede sei: Ja Ja, Nein Nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.” (Mt 5, 33-37)
Das Achten auf das eigene Reden lasse im eigentlichen Sinn “um gut Wetter anhalten“, so vermögen wir wirklich zu beten und (er-)hörbar zu formulieren:
“Gott, segne die Felder, die Gärten und den Wald, schenke uns die Früchte der Erde, begleite unsere Arbeit, damit wir die gedankenlose Selbstvertraulichkeit ablegen und Dankbarkeit lernen, Dankbarkeit für das, was Du, Herr, schenkst. Amen.”
Text: Sigrid Haberl
Fotos: Erwin Kitzberger