Vor und Zu

Einem zeitgerechten Ansatz entsprechend befinden viele sich gerade in der Vor-weihnachtszeit. Eine besondere stimmungsvolle Phase im Jahreslauf, die geprägt ist von vielen Lichtern, von einer Fülle an Veranstaltungen vom Spendenmarathon bis zum gemeinschaftlichen Singen, von der freudigen Erregtheit auf das kommende Fest hin, von Märkten, die es sonst mit diesem Waren- und Genussangebot nicht gibt, von eigenen Küchen- näherhin Backtätigkeiten, die nur jetzt angesagt sind, von Kränzen und Bäumen und von einer Kauflust, die manchmal angestrengt wirkt…

Vorweihnachtszeit! Eine genaue Dauer dieser Phase ist nicht abzustecken. Aber das Vor beinhaltet immer den Charakter des Zeitlichen und enthält eine Vorläufigkeit und ein Vorübergehen. Mein Wunsch dabei ist, dass zu diesem Vor dann auch die Weihnachtszeit echt und wirklich gefeiert wird. Unabhängig davon, ob der Inhalt des Weihnachtsfestes noch bekannt ist.

Hier setzt für jene, die sich noch auskennen, das Zu an. Es verweist vom lateinischen ad = zu auf den Advent, auf das Zu-kommende, auf die Zu-kunft. Für Christen hat der Advent liturgisch zwar eine klare zeitliche Bestimmung: er beginnt mit dem Ersten Advent, erstreckt sich über vier Sonntage und endet am Heiligen Abend – in diesem Jahr dauert er demnach vom 3. Dezember (1. Adventssonntag) bis zum 24. Dezember (4. Adventssonntag). Zum Inhalt jedoch hat er ohne zeitliche Perspektive die Ankunft dessen, der da kommen soll. Wir erkennen ihn im Christus Jesus und erwarten seine Wiederkunft als Weltenrichter am Ende der Zeit. Dieser unverzichtbare Aspekt unseres Glaubens hat freilich eine zeitliche Vor-gabe – die Geburt des Erlösers Jesus (= eigentlicher Inhalt von Weihnachten) – an die sich zu erinnern die Hoffnung auf die Zu-kunft nährt, die allein in Gottes Verantwortung ruht. Denn „jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn sondern nur der Vater“ [Mk 13,32; Evangelium vom 1. Adventssonntag].

So wünsche ich Ihnen, je nachdem, wie Sie es angehen wollen, eine schöne Vorweihnachtszeit oder einen gesegneten Advent mit all dem Zukunftsaspekt, der in ihm steckt.

Ihr Pfarrer Walter Schmiedel